Stehender Buddha

Vietnam Reisetagebuch Teil 7: Ein Tag im Mekongdelta – Natursehnsucht und touristische Realität

Warum ich ins Mekongdelta wollte

Das Mekongdelta stand für mich sinnbildlich für Natur, Wasserwege und den Alltag der Menschen abseits der Großstädte.
Ich hatte bewusst über GetYourGuide eine Tour gebucht, die mit dem Zusatz „wenig touristisch“ beworben wurde – in der Hoffnung, genau das zu erleben.

Rückblickend muss ich sagen: Diese Erwartung wurde nur sehr bedingt erfüllt.


Start in Ho Chi Minh City & erster Halt: Vinh-Trang-Pagode

Gegen 8 Uhr morgens sind wir in Ho Chi Minh City aufgebrochen und Richtung Süden gefahren.
Unser erster Stopp war die Vinh-Trang-Pagode bei My Tho, eine der bekanntesten buddhistischen Anlagen im Mekongdelta.

Die Pagode wurde im 19. Jahrhundert erbaut und verbindet vietnamesische, chinesische und teilweise europäische Architekturelemente. Besonders auffällig sind die großen Buddha-Statuen – darunter ein liegender, ein sitzender und ein stehender Buddha, die jeweils unterschiedliche Aspekte buddhistischer Lehren symbolisieren.

Die Anlage selbst hat mir sehr gut gefallen, auch weil das Wetter perfekt war: einer der wenigen sonnigen Tage, die ich in Vietnam erleben durfte.

Was mich allerdings erneut irritiert hat, war das Verhalten vieler Touristen. Trotz klarer Schilder zur Kleiderordnung wurden kurze Hosen und freiliegende Schultern ignoriert.
Ich selbst hatte bewusst einen Sarong dabei, um meinen kurzen Skort und meine Knie zu bedecken – für mich ein Zeichen von Respekt gegenüber dem Ort.

Nach etwa 30 Minuten ging es bereits weiter.


My Tho & der Mekong: Honigfarm und Pflichtstopps

Am Hafen von My Tho sind wir auf ein Boot umgestiegen und in Richtung Mekongdelta gefahren.
Der erste Halt führte zu einer Honigfarm, die ich – wie schon andere ähnliche Stationen auf meiner Reise – ausgelassen habe.

Anschließend folgte eine Verkostung regionaler Früchte, begleitet von Gesang mehrerer Vietnamesinnen. Die musikalische Darbietung wirkte leider sehr routiniert. Man merkte, dass sie diese Show unzählige Male am Tag aufführen – echte Freude war kaum spürbar.


Mein Highlight: Sampan-Fahrt durch die Wasserkanäle

Der schönste Moment des Tages war für mich die Fahrt in einem Sampan.

Ein Sampan ist ein traditionelles, flaches Holzboot, das seit Jahrhunderten im Mekongdelta genutzt wird, um sich durch die schmalen Kanäle zwischen Palmen, Mangroven und kleinen Siedlungen zu bewegen.

Für ein paar Minuten konnte man hier erahnen, wie ruhig und grün das Delta eigentlich ist:
dichtes Blattwerk, das leise Gleiten des Bootes, Wasserpflanzen und Vogelstimmen.

Leider dauerte diese Fahrt keine zehn Minuten – viel zu kurz, um wirklich einzutauchen.


Kokosbonbons, Verkaufsdruck & Kaffeefahrt-Gefühl

Direkt im Anschluss ging es wieder aufs Motorboot und zu einer Insel, auf der Kokosnuss-Bonbons hergestellt werden. Der Herstellungsprozess war interessant, doch der Fokus lag schnell auf dem Verkauf.

„Kauft die Produkte und unterstützt die Region“ – ein Satz, der auf solchen Touren häufig fällt.
In diesem Moment hatte ich erstmals deutlich das Gefühl, auf einer Kaffeefahrt gelandet zu sein.


Mittagessen & kurzer Inselspaziergang

Das Mittagessen fand auf einer weiteren Insel statt. Positiv hervorheben möchte ich, dass ich als Veganerin separat gesetzt wurde, wofür ich sehr dankbar war.
Am Nachbartisch lag ein aufgebahrter Fisch, von dem sich alle bedienten – das direkt vor mir zu haben, hätte mir den Appetit verdorben.

Nach dem Essen blieb etwa eine halbe Stunde, um den einzigen Weg der Insel auf- und abzulaufen.
Ich konnte ein paar schöne Fotos der lokalen Flora und Fauna machen, doch viel mehr gab es nicht zu entdecken.


Fazit: Lohnt sich ein Tagesausflug ins Mekongdelta?

Für mich lautet die ehrliche Antwort: eher nein.

Um die Natur, den Alltag und die Atmosphäre des Mekongdeltas wirklich zu verstehen, sollte man mehrere Tage dort verbringen – idealerweise auf einem Hausboot oder in einem Homestay.
Ein Tagesausflug ab Ho Chi Minh City bleibt zwangsläufig oberflächlich und stark touristisch geprägt.


Abschied vom Mekong & schöne Begegnungen

Zurück in Ho Chi Minh City habe ich im La Moi Plant-Based Restaurant sehr gut zu Abend gegessen – ein schöner Abschluss des Tages.

Am nächsten Morgen habe ich meinen Aufenthalt mit einem Frühstück im PhinPhin Coffee beendet. Dort habe ich zwei deutsche Reisende mit ihrem Sohn kennengelernt und ihnen Empfehlungen für ihre Weiterreise nach Bali gegeben.
Solche Begegnungen sind für mich immer wieder das, was Reisen besonders macht.

Und dann ging es auch schon weiter: Nha Trang.


Hier findet ihr die bisherigen Blogbeiträge zu meiner Rundreise durch Vietnam:

  1. Vietnam Reisetagebuch Teil 1: Ankommen in Hanoi – erste Eindrücke zwischen Chaos und Charme
  2. Vietnam Reisetagebuch Teil 2: Drei Tage in der Halong Bay – was bleibt nach der Kreuzfahrt?
  3. Vietnam Reisetagebuch Teil 3: Sa Pa – Sleeper Bus, Trekking und erste Eindrücke im Norden Vietnams
  4. Vietnam‑Reisetagebuch Teil 4: Hoi An – Laternenlicht und vietnamesische Spezialitäten
  5. Vietnam-Reisetagebuch Teil 5: Huế – Ein Tagesausflug in die Kaiserstadt
  6. Vietnam-Reisetagebuch Teil 6: Ho Chi Minh City – zwischen Reizüberflutung und leisen Momenten

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