Huế stand bei mir nicht als eigener Reiseabschnitt auf dem Plan, sondern als Tagesausflug von Hoi An – früh gestartet, spät zurück, mit vielen Eindrücken auf engem Raum. Rückblickend war es genau die richtige Entscheidung, Huế so kennenzulernen: kompakt, geschichtlich dicht und ohne den Anspruch, alles bis ins Detail erfassen zu müssen.
Früher Start und Fahrt Richtung Norden
Gegen 7 Uhr morgens wurde ich am Hotel in Hoi An abgeholt. Zunächst ging es mit dem Taxi nach Da Nang, wo sich die gesamte Gruppe sammelte. Von dort aus fuhren wir gemeinsam in einem kleinen Minivan weiter Richtung Norden.
Der erste kurze Halt war an der Lagune von Lăng Cô. Dieser Stopp diente vor allem dazu, Perlen- und Austernzucht zu zeigen – etwas, das ich wie schon bei anderen Gelegenheiten bewusst ausgelassen habe. Für mich war das eher ein organisatorischer Zwischenhalt als ein echtes Highlight, bevor es inhaltlich spannender wurde.
Das Grab von Kaiser Khải Định – Prunk und Gegensätze
Der erste wirklich relevante Stopp des Tages war das Grab von Kaiser Khải Định (Ứng Lăng), das letzte errichtete Herrschergrab der Nguyen-Dynastie. Schon von außen wirkt die Anlage sehr eindrucksvoll: Mehrere Ebenen, symmetrisch angelegt, flankiert von steinernen Mandarinen, Elefanten und Pferden.
Innen allerdings traf der Stil nicht ganz meinen Geschmack. Der Prunk ist überwältigend – sehr viel Gold, schwere Ornamente, kaum Zurückhaltung. Trotzdem war der Besuch spannend, vor allem durch die Hintergrundinformationen unseres Guides:
- Über dem Grab spannt sich ein Baldachin aus aufwendig zusammengesetzten Mosaiken, der rund zwei Tonnen wiegen soll.
- Das monumentale Deckengemälde zeigt neun Drachen – ein zentrales Symbol kaiserlicher Macht – und wurde der Überlieferung nach mit den Füßen gemalt, da die Fläche anders nicht erreichbar war.
Auch wenn mir persönlich die äußere Anlage besser gefallen hat als das Innere, war dieser Stopp historisch einer der interessantesten des Tages.


Mittagessen und eine positive vegane Erfahrung
Zum Mittagessen kehrten wir gemeinsam ein – und erneut zeigte sich, wie veganfreundlich Vietnam selbst bei organisierten Touren ist. Ohne große Diskussionen bekam ich ein vollwertiges, leckeres veganes Gericht.
Gerade im Vergleich zu Ländern wie Mexiko oder Marokko, wo veganes Essen auf Touren oft schwierig oder frustrierend war, empfinde ich Vietnam hier als ausgesprochen angenehm und unkompliziert.
Thien-Mu-Pagode – die älteste Pagode von Huế
Nach dem Mittagessen ging es weiter zur Thiên-Mụ-Pagode, der ältesten Pagode von Huế. Sie liegt ruhig am Parfümfluss und ist eines der bekanntesten religiösen Wahrzeichen der Stadt.
Für mich war dieser Stopp eher „nett“ als überwältigend. Die Anlage ist gepflegt und ruhig, aber nach den vorherigen Eindrücken fehlte mir hier ein wenig die Tiefe. Trotzdem gehört sie zu Huế dazu – allein schon wegen ihrer historischen Bedeutung.

Die Kaiserstadt von Huế – Verbotene Stadt und Realität
Am Nachmittag erreichten wir schließlich die Kaiserstadt von Huế, Teil der ehemaligen Zitadelle und einst politisches und kulturelles Zentrum Vietnams. Nach einer geführten Einführung hatten wir Zeit, das Gelände selbstständig zu erkunden.
Ich fand den Besuch spannend, hatte aber ehrlicherweise mehr erwartet – vor allem ein größeres, geschlossenes Areal. Viele Gebäude existieren heute nicht mehr oder befinden sich noch in Restaurierung. Man sieht deutlich, wie sehr Krieg und Zeit ihre Spuren hinterlassen haben.
Trotzdem war es eindrucksvoll, durch die Überreste der einstigen Verbotenen Stadt zu laufen und sich vorzustellen, wie dieses Areal früher ausgesehen haben muss. Geschichte im Umbruch – nicht geschniegelt, sondern sichtbar gezeichnet.



Rückfahrt und Fazit
Am späten Nachmittag ging es wieder zurück Richtung Da Nang bzw. in meinem Fall weiter nach Hoi Sn. Für mich endete der Tag mit vielen Eindrücken, etwas Müdigkeit – und dem Gefühl, Huế genau richtig dosiert erlebt zu haben.
Mein Fazit zu Huế:
Als Tagesausflug absolut lohnenswert, besonders für alle, die sich für Geschichte interessieren. Die Kaiserstadt ist spannend, aber auch fordernd – viel Input, viel Vergangenheit. Für mich persönlich war ein Tag genau richtig dosiert.
Nach diesem geschichtsträchtigen Abstecher ging meine Reise nach einer letzten Übernachtung in Hoi An weiter Richtung Süden – nach Ho Chi Minh City.
Hier findet ihr die Einträge zu meinen vorigen Stops in Vietnam:
- Vietnam Reisetagebuch Teil 1: Ankommen in Hanoi – erste Eindrücke zwischen Chaos und Charme
- Vietnam Reisetagebuch Teil 2: Drei Tage in der Halong Bay – was bleibt nach der Kreuzfahrt?
- Vietnam Reisetagebuch Teil 3: Sa Pa – Sleeper Bus, Trekking und erste Eindrücke im Norden Vietnam
- Vietnam‑Reisetagebuch Teil 4: Hoi An – Laternenlicht und vietnamesische Spezialitäten
