Ho Chi Minh City – oder Saigon, wie die Stadt von vielen Einheimischen weiterhin genannt wird – war für mich kein Ort zum Ankommen, sondern ein Ort zum Verstehen. Laut, dicht, widersprüchlich. Und genau deshalb spannend.
Abschied von Hoi An & eine Bauchentscheidung
Mein Tag begann noch in Hoi An – mit einem dieser spontanen Momente, die Reisen für mich ausmachen. Eigentlich wollte ich am MIttag weiterfliegen, doch der letzte Stoff meiner Auswahl ließ mich nicht los. Ich hatte nachts davon geträumt, und manchmal soll man ja auf seinen Bauch hören. Also bestellte kurzerhand ich noch einen dritten Ao Dai – schließlich hatte die Schneiderin noch meine Maße.
Während ich wartete, schlenderte ich noch einmal durch die kleinen Gassen, über den Markt, kaufte Mitbringsel für Familie, Freund und mich selbst und gönnte mir einen vietnamesischen Salzkaffee bei The Inner Hoian. Diese Kombination aus Kaffee, Eis und einer feinen Salznote hatte ich so nicht erwartet – sie war überraschend gut und typisch für Vietnam. Das Frühstück wiederum gab es bei Phin Coffee – die „Vegan Plate“, bestehend aus Avocado-Toast und Scrambled Tofu.
Erst nach der Fertigstellung des Ao Dai am frühen Nachmittag machte ich mich auf den Weg zum Flughafen – wieder einmal froh darüber, noch nichts fest gebucht zu haben.
Ankunft in Saigon – müde, laut, intensiv
Ich kam spät in Ho Chi Minh City an. Viel habe ich an diesem Abend nicht mehr gemacht – außer essen. In einer kleinen, versteckten Gasse landete ich bei einem unscheinbaren, aber rein vegetarisch/veganen Restaurant und gönnte mir ein spätes Abendessen..
Saigon wirkte sofort: laut, dicht, warm, fordernd. Kein sanftes Ankommen, sondern ein direktes Eintauchen.
Ein Tag in Ho Chi Minh City: Reize, Märkte & Grenzen
Am nächsten Tag machte ich mich zu Fuß auf den Weg durch District 1. Vorbei am Rathaus und der Oper, durch breite Straßen, hinein ins Leben der Stadt. Der Ben-Thanh-Markt war für mich schnell zu viel: stickig, laut, jeder Stand ein Verkaufsversuch. Ich drehte nach einer Runde wieder um – das war einfach nicht mein Ort.
Solche Momente gehören für mich zum Reisen dazu: nicht alles muss gefallen.

Veganes Essen & kleine Ruheinseln
Mittags entdeckte ich ein veganes Buffetrestaurant, das Co Noi – qualitativ gut, lecker, vielseitig. Vietnam überrascht mich immer wieder positiv, was veganes Essen angeht. Selbst im Vergleich zu anderen Ländern, in denen ich unterwegs war, ist es hier erstaunlich unkompliziert.
Ein Grund dafür liegt in der buddhistischen Esskultur, die fleischlose Gerichte seit Jahrhunderten kennt und pflegt.
Das Historische Museum – Saigons leise Tiefe
Statt einer Flussrundfahrt entschied ich mich für das Historische Museum von Ho Chi Minh City – und das war eine sehr gute Entscheidung. Das Museum ist überschaubar, aber liebevoll gestaltet, mit vielen Dioramen und anschaulichen Darstellungen.
Hier bekam die Stadt Tiefe. Geschichte, Kolonialzeit, Kriege, kulturelle Entwicklung – alles ruhig erzählt, ohne Effekthascherei. Während draußen das Chaos tobte, fand ich hier einen Ort zum Innehalten.


Abends in Saigon: gesperrte Straßen & Lebensfreude
Was mich positiv überrascht hat: Abends werden in einigen Bereichen Straßen gesperrt. Wo tagsüber Verkehr herrscht, entstehen plötzlich Begegnungsräume. Familien, Jugendliche, Paare – alle sitzen auf kleinen Plastikstühlen, essen, lachen, verbringen Zeit miteinander.
Diese Offenheit, dieser kollektive Raum für Gemeinschaft, hat mir gefallen. Saigon zeigte hier eine ganz andere, weichere Seite.
Unterkunft in Ho Chi Minh City
Ich habe bewusst keine Luxusunterkunft gewählt. Für mich war klar: Ich bin hier zum Erkunden, nicht zum Verweilen. Eine einfache Unterkunft in zentraler Lage reicht dafür völlig aus – gerade, wenn man ohnehin viel unterwegs ist.
Fazit: Ho Chi Minh City – wichtig, intensiv, aber fordernd
Ho Chi Minh City ist keine Stadt, die sich mir sofort erschlossen hat. Sie ist anstrengend, laut und fordernd – aber auch historisch bedeutsam, lebendig und voller Kontraste.
Für mich war Saigon kein Ort zum Bleiben, sondern ein Ort zum Einordnen. Und genau darin liegt ihr Wert.
Bevor es für mich weiter Richtung Meer ging, stand von hier aus noch ein Tagesausflug an, über den ich im nächsten Blogbeitrag berichten werde.
Lest auch meine vorigen Beiträge zu meiner Rundreise durch Vietnam:
- Vietnam Reisetagebuch Teil 1: Ankommen in Hanoi – erste Eindrücke zwischen Chaos und Charme
- Vietnam Reisetagebuch Teil 2: Drei Tage in der Halong Bay – was bleibt nach der Kreuzfahrt?
- Vietnam Reisetagebuch Teil 3: Sa Pa – Sleeper Bus, Trekking und erste Eindrücke im Norden Vietnams
- Vietnam‑Reisetagebuch Teil 4: Hoi An – Laternenlicht und vietnamesische Spezialitäten
- Vietnam-Reisetagebuch Teil 5: Huế – Ein Tagesausflug in die Kaiserstadt

