Sa Pa View

Vietnam Reisetagebuch Teil 3: Sa Pa – Sleeper Bus, Trekking und erste Eindrücke im Norden Vietnams

Nachtfahrt in den Norden: Mit dem Sleeper Bus von Hanoi nach Sa Pa

Nach meiner Rückkehr aus der Halong Bay hatte ich in Hanoi noch rund fünf Stunden Aufenthalt, bevor es weiter nach Sa Pa gehen sollte. Die Abholung am Hotel war für 21:00 Uhr angekündigt – tatsächlich kam der Van erst gegen 9:40 Uhr. In dem Moment wurde ich langsam nervös, letztlich aber völlig unbegründet: Alles passte zeitlich, denn die Abfahrt des Sleeper Busses war ohnehin erst um 22:30 Uhr.

Es war mein erstes Mal in einem Sleeper Bus – und definitiv eine Erfahrung für sich. Statt Sitzen gibt es Liegeflächen aus (vermutlich) Kunstleder, jeweils zwei übereinander, ähnlich wie ein schmales Doppelstockbett. Jede Kabine hat einen Vorhang, den man zuziehen kann, sowie verschiedene Funktionen: verstellbare Rückenlehne, verstellbare Beinpartie, eine Massagefunktion (die in meinem Fall nicht funktionierte) und einen kleinen Bildschirm, den ich nicht genutzt habe.

Zur Ausstattung gehörten außerdem eine Decke, zwei kleine Kissen und Wasser. Mit Schlafbrille und Ohrstöpseln konnte ich ganz gut vor mich hindösen – es war kein wirklicher Schlaf, aber ausreichend, um halbwegs erholt anzukommen.

Warum ich es vermutlich nicht noch einmal machen würde: Die Liegefläche war für meine 1,69 m recht kurz, bequem ging es nur diagonal. Dazu kam das blanke Leder, das sich auf der Haut eher unangenehm anfühlte – ein Bezug hätte viel ausgemacht. Wirklich unschön war allerdings das Aufwecken am Ziel: Der Mitarbeiter riss einfach den Vorhang auf und schüttelte mein Bein. Das empfand ich als ziemlich übergriffig und unangenehm.

Ankunft in Sa Pa: Nebel, frühes Einchecken und erste Hürden

Gegen 5:30 Uhr morgens kamen wir am Bus-Terminal in Sa Pa an. Von dort brachte uns ein kleiner Van zu den jeweiligen Hotels. Ich war im Delta Hotel untergebracht und konnte gegen 6:00 Uhr tatsächlich direkt einchecken – ein großer Pluspunkt.

Das Zimmer war geräumig, ordentlich eingerichtet und für mich absolut ausreichend – solide Mittelklasse. Vom Balkon aus sah ich zunächst… fast nichts. Sa Pa lag komplett im Nebel, die Sicht war gleich null.

Um 6:30 Uhr ging ich zum Frühstück und erklärte, dass ich vegan esse. Hier zeigte sich schnell: Das könnte schwierig werden. Der Hotelstaff sprach kaum Englisch, auch mit der Übersetzungs-App war die Kommunikation zäh. Am Ende gab es gedämpftes Gemüse, einen Gurkensalat, Toast mit Erdbeermarmelade (sehr künstlich) – und Butter auf dem Teller, die ich dann entfernte. Es war essbar, aber kein Genuss.

Danach legte ich mich noch einmal hin und holte zumindest eine Stunde Schlaf nach.

Trekking rund um Sa Pa: Reisfelder, Dörfer und Sonne

Um 8:30 Uhr wurde ich von meiner Guide abgeholt, einer jungen Frau aus einem der umliegenden Dörfer. Wir waren eine kleine Gruppe: fünf Inder, ich und unsere Guide. Gemeinsam starteten wir eine mehrstündige Trekkingtour durch die Umgebung von Sa Pa.

Wir liefen durch Reisfelder, passierten mehrere kleine Dörfer und bekamen einen guten Eindruck vom Leben in dieser Region. Das Wetter spielte mit: Am Morgen noch grau und neblig, klarte es im Laufe des Tages auf. Gegen Mittag kam die Sonne heraus, und beim Laufen wurde es angenehm warm.

Das Mittagessen nahmen wir in einem Homestay ein – und das war richtig gut. Unsere gesamte Gruppe war vegetarisch, ich selbst vegan. Das machte es für die Gastgeber einfacher, und für mich war es sehr angenehm, in einer Runde zu sitzen, in der kein Fleisch auf dem Tisch stand.

Nach dem Essen wurden wir mit einem Bus wieder zurück nach Sa Pa gebracht. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung.

Sa Pa selbst: Charmant, lebendig – und mit Schattenseiten

Am Nachmittag schlenderte ich durch Sa Pa und war ehrlich positiv überrascht. Der Ort hat viele schöne kleine Gassen, Laternen, liebevoll gestaltete Fassaden – manche bemalt, manche gesprayt. Insgesamt wirkt Sa Pa stellenweise sehr charmant und fast ein wenig knuffig.

Es gibt viele Stände und Läden mit angeblich handgemachten Produkten. Ob wirklich alles handgemacht ist, sei dahingestellt – vieles sah überall gleich aus. Was mich tatsächlich gestört hat, waren die sehr aufdringlichen Straßenverkäuferinnen. Trotz mehrfachen Neins wurde weiter gedrängt, teilweise über schlechtes Gewissen argumentiert. Erst als ich deutlich ruppiger wurde, ließen sie ab. Das ist eigentlich gar nicht meine Art, aber manchmal geht es nicht anders – vor allem, wenn man mit Rucksack reist und Gewicht sowie Volumen im Blick behalten muss.

Positiv: Ich fand ein kleines veganes Café, das An Vegan, perfekt für eine Pause und etwas Ruhe. Dort besorgte ich mir auch gleich ein Banh Mi für den nächsten Morgen, da ich wusste, dass ich sehr früh abgeholt werden würde.

Abendessen im Hotel: Machbar, aber kein Highlight

Um 19 Uhr gab es Abendessen im Hotel. Leider setzte sich hier fort, was sich beim Frühstück schon angedeutet hatte: Reis, gedämpftes Gemüse, Tofu – alles sehr schlicht, kaum gewürzt, ohne Soßen. Ich hatte gehofft, dass das Abendessen besser würde, schließlich war es Teil der gebuchten Tour. Am Ende war ich satt, aber zufrieden war ich nicht.

Rückblickend würde ich für Sa Pa klar empfehlen: keine Vollverpflegung im Hotel buchen, sondern selbst essen gehen. Vegan ist in Sa Pa möglich – aber eigenständig organisiert deutlich besser.

Rückfahrt: Noch einmal Sleeper Bus

Am nächsten Morgen sollte ich zwischen 6:00 und 6:30 Uhr abgeholt werden – natürlich kam der Van um 6:30 Uhr. Das scheint hier einfach so zu funktionieren.

Am Bus-Terminal wartete der nächste Überraschungsmoment: Wieder ein Sleeper Bus, diesmal tagsüber. Die Ausstattung war etwas einfacher, dafür gab es eine kleine Aussparung im Fußbereich, was die Liegefläche etwas verlängerte. Die Massagefunktion funktionierte diesmal, war aber eher ein nettes Gimmick.

Da ich tagsüber nicht schlafen wollte, nutzte ich die Zeit, um meinen Hanoi-Blogbeitrag zu schreiben. Wir kamen deutlich früher als geplant in Hanoi an – schon gegen 12 Uhr statt der angekündigten 14 Uhr.

Weiter nach Hoi An

Am Flughafen gab es noch eine kleine Diskussion mit dem Busfahrer, weil ich und zwei andere Touristen zum Domestic Airport wollten. Am Ende setzte er uns dort ab.

Ich buchte online einen früheren Flug mit Vietnam Airlines, checkte direkt ein, gab mein Gepäck auf und gönnte mir am Flughafen eine vegane Pho – riesig und richtig lecker. Kurz darauf ging es weiter nach Hoi An.

Persönliches Fazit: Sa Pa hat mich positiv überrascht

Sa Pa hat mich positiv überrascht – trotz einiger Abstriche. Die Natur, das Trekking und die Dörfer waren wunderschön. Der Ort selbst hat Charme, auch wenn er touristisch ist und die Verkäuferinnen teilweise sehr anstrengend sein können.

Ich bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben – und genauso froh, dass die Reise weiterging. Hoi An wartete schon – und damit ein ganz anderes Kapitel meiner Vietnamreise.


Schaut euch auch meine vorigen Erfahrungen an:

  1. Vietnam Reisetagebuch: Ankommen in Hanoi – erste Eindrücke zwischen Chaos und Charme
  2. Vietnam Reisetagebuch: Drei Tage in der Halong Bay – was bleibt nach der Kreuzfahrt?

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